20 Dezember 2006

 

ein schweizerberliner Warschauer?

Meine lieben Leute

Der Schweizerberliner war kurzzeitig, vom 16.-18.12. Warschauer, was nun Thema sein soll:
Nach einer kurzen Nacht – mein Zug fuhr schon um 7 Uhr ab und ich kam leider wieder einmal gar früh ins Bett, wollte eben lieber nicht am Morgen duschen und packen – verpasste ich meine vorgesehene U-Bahn, lief zur nächsten Station und wurde dabei von einem hilfsbereiten Telephonanrufer (er wollte sich versichern, dass ich auch wach bin) noch mehr gestresst, wodurch ich auch den Anschluss verpasste und dann ein Taxi zum Bahnhof nahm. Zum Glück gibt es den Dreieurokurzstreckentarif [An die Fremdsprachigen: Im Deutschen kann und darf man solche Worte bilden :-)]. Dann hatte ich endlich noch Zeit und versüsste mir diese mit einem Kaffee. An Schlaf war im Zug kaum zu denken; drum las ich ein wenig und hörte interessiert den polnischen Insassen bei ihren Gesprächen zu. Sie versuchten nur einige Male, mich ins Gespräch zu integrieren, doch meine Polnischkenntnisse versagten kläglich ;-) Darauf habe ich mich mit einem deutschen Fleischgrosshändler über die EU, über Weihnachtsgänse, ukrainisches Fleisch, die Schweiz und Bier unterhalten. Es war sehr interessant, doch war ich froh, als ich bei Béat ankam und endlich etwas essen konnte...
Der Appetit wurde mir allerdings noch bei meinem ersten Kontakt mit eingeborenen Polen vermindert, als ich im Tram [an alle Deutschen: DAS Tram, DAS Tram, DAS Tram ist korrekte deutsche Sprache!] eine Strafe zahlen musste, da mir Béat ein Studententicket kaufte, wobei ich leider nicht im Besitz der internationalen Studentenkarte bin. Hmm. Die polnischen Sicherheitsleute sind nicht nur überall präsent, sie sind auch sehr verantwortungsvoll – an jeder Ecke stehen sie und haben Béat offenbar gar mal verwarnt, als er den Fussgängerstreifen nicht korrekt überquert hatte...
Nach unserem verdienten Mahl gingen wir in die Stadt und assen bald wieder: Calzone gefüllt mit Peperoni... Ja... Das heisst: Gefüllte Teigtaschen mit Salami und Käse drin – auf jeden Fall hat es geschmeckt.
Ob sich ein gewisser Schweizer blamiert hat? Kann schon sein, doch hat er sich dafür nachher heftigst bei seiner Gesprächspartnerin entschuldigt. Mit von Wein gelockerter Zunge wurde aus dem Satz „Ich bi uuhuärä parat!“ (= „Mir geht es verdammt gut!“ (Wörtlich: "Ich bin verdammt bereit!") die Feststellung „I’m fucking ready!“... Naja, Béats Entsetzen und die Reaktion meiner Gesprächspartnerin verhiessen nichts Gutes. Aufgrund fortgeschrittener Zeit gingen wir dann auch kurz darauf nach Hause, von einer netten Geburtsagsparty eines Freundes von Béat, von Konrad :-)

Warschau: KulturpalastDas ist ein grosser Turm, ein Geschenk Russlands an Polen aus dem Jahre 1955 und noch höchstes Gebäude Polens, das die Polen aber nicht mögen. Das sind Zigarettenverkaufsstände, an denen auch Kinder, ohne den Ausweis zeigen zu müssen, ganz leicht Tabak kaufen können (man beachte die kleine Öffnung des Kioskes). Want to buy some tobacco?Das ist eine Stadt, in der nicht nur H&M, C&A, Esprit, die Deutsche Bank und das Marriott Hotel Einzug gehalten haben, sondern auch türkische Spezialitäten. Döner in WarsawDas sind viele Plattenbautenfrom Béat's balcony, ist eine schöne, wiederaufgebaute Altstadt (übrigens UNESCO-Weltkulturerbe)the Marktplatz, ein alter, wiederaufgebauter Königspalast, sind sozialistische Gebäudestock market, Ehrenmahle für die polnischen AufständischenDenkmal für den Warschauer Aufstand, total vernachlässigte ViertelBuilding in Warsaw, gemütliche Kneipen, weitere Kneipen, die innen gemütlich sind und wie Kneipen ausseheninside, von aussen aber erstens nicht auffindbar sind und vor allem gar nicht wie solche aussehen.outside Das ist die Geschichte eines grossen Krieges mit einem riesigen Ghetto in dieser Stadt und von einem seit kurzem unabhängigem Land. Es ist die halbe Geschichte eines Papstes, vor dessen Statue sich die Leute bekreuzigen. Karol Józef Wojtyła Es ist eine Stadt mit teuren Kleiderpreisen, billigem Essen und einem grossen Gefälle zwischen Arm und Reich, in einem Land weiter Ebenen, guter Musik und netter Leute. Es gibt dort sogar eine Schokolade, respektive Pralinensorte, die meinen Namen trägt :-)
Kurz und gut, es ist eine schöne Stadt und auf jeden Fall einen Besuch wert. Wie in Berlin ist auch in Warschau an jeder Ecke etwas der jüngsten Geschichte (dieses Landes) sichtbar, was einem manchmal gar heftig zu denken gibt...
Vermutlich gäbe es noch viele weitere Gründe, weshalb man eine Stadt wie Warschau, sicher momentan und in den nächsten Jahren, nicht mit einer Stadt wie Paris vergleichen kann und darf, wie es ein Freund von einem Freund von einem meiner Freunde getan hat...

In diesem Sinne: Ein wunderprächtiger Abend und allen eine ebenso prächtige Weihnacht
gruz’n’kuz
moi

p.s.
Einige weitere Photos hat es hier...

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