23 Dezember 2006

 

Weihnachten allein in Berlin

Meine lieben Leute

Das Experiment hat begonnen: Fast alle Erasmusstudenten, mit denen ich hier viel Zeit verbringe, sind in ihre Heimatländer verschwunden. Sie werden im getrauten Heim, bei der Familie, den lieben Verwandten und Freunden die Weihnacht, zum Teil sogar Silvester verbringen. Mir bleibt nur übrig, allerseits viel Vergnügen und ein angenehmes Fest zu wünschen – esst nicht zu viel...
Ich für meinen Teil bleibe hier. Auch Katha, meine liebe nette Mitbewohnerin hat mich verlassen, sogar die Nachbarn sind verreist. Wie das kam? Nun, vor einiger Zeit habe ich mir gesagt, dass es doch mal schön und interessant wäre, ein solches Fest alleine zu verbringen. Da ich ja ohnehin nur für ein Semester in Berlin bin, ist jetzt die optimale Gelegenheit dazu – in der Schweiz hätte ich mich wohl kaum dazu durchgerungen. Zudem habe ich eigentlich keine grosse Lust, während diesem halben Jahr nach Hause zu fahren. Versteht mich nicht falsch, ich geniesse meine Zeit, die ich zuhause verbringen darf und bin auch gerne bei meiner Familie und überhaupt und sowieso, doch eigentlich fand ich, dass es doch möglich sein sollte, eine solche Zeit zu verbringen, ohne einmal daheim zu sein - möchte das halt mal ausprobieren, da ich noch nie so lange von daheim weg war. Und wie man so schön sagt, braucht es bekanntlich Abstand, respektive Distanz, um das, was man kennt und regelmässig hat, vermissen und wieder neu schätzen zu können...
Ich bin gespannt, was auf mich zukommt, habe ich doch jetzt schon ein wenig ein komisches Gefühl. Vor allem, als ich gestern am einkaufen war und ich wirklich einige Familien beim Weihnachtsshopping beobachten konnte, die den grossen Weihnachtsbaum bewunderten oder sonstwie durch das Kaufhaus stürchelten.

Dadurch, dass ich alleine hier bin und gestern nicht grosse Lust zum ausgehen hatte, ging ich ins Kulturkaufhaus Dussmann. Aufgrund der neuen liberalisierten Gesetzgebung Berlins für die Ladenöffnungszeiten hat dieses versuchsweise von Freitag 1000 bis Samstag 2400 durchgehend geöffnet! Schon sehr speziell, aber als ich das Geschäft etwa um 0100 verliess, war es noch gut gefüllt. Es ist nämlich ein Genuss. Ich nahm die Empfehlung von Bert dem Belgier an und habe mich bei den Mangas ein wenig umgeschaut. Das Manga "Adolf - Mord in Berlin" von Osamu Tezuka war schnell gefunden, worauf ich darin ein wenig rumblätterte und mir ernsthaft einen Kauf überlegte. „Doch nein“, sagte ich mir, „Michael, so schau doch, hier hat es gemütliche Sessel“, sagte ich mir, worauf ich mich hinsetzte und zu lesen begann. Wie lange das dauerte, weiss ich nicht so genau, doch ich habe dann diese 264 Seiten Comic gelesen – das war nicht schwierig, da es eine sehr spannende Lektüre war, die ich nur empfehlen kann – und zwölf Euro gespart ;-) Vielleicht kann ich die für den zweiten Band ausgeben, sofern ich keine Lust mehr habe, diesen wieder neben schlafenden, an diesem Abend zum Glück nur leise schnarchenden Besuchern zu lesen. Mal schauen.

Heute war die Zeit der Einkäufe, da ich mir nicht genau bewusst bin, wie die Öffnungszeiten über die kommenden Festtage in Berlin aussehen. Obwohl ich mir sicher bin, dass alltägliches, das heisst mindestens Essen, auch über diese Tage jederzeit erhältlich ist und sind es ‚nur’ Döner... Aber ein guter Mann kann ja auch ein bisschen kochen ;-)

Wie dem auch sei, ich wünsche Euch allen vorerst eine wunderprächtige Weihnacht und hoffe, dass Ihr die Geschenke bekommt, die Ihr Euch gewünscht habt – egal, ob vom Weihnachtsmann oder von wem auch immer.

Liebe Grüsse, häbäts guät und bis de
Euer Unkl Michl

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Berlin - Bern -> evtl. hat es nich freie Flüge... Ansonsten kannst Du ja Xmas feiern wie der Mr. Bean
 
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