12 März 2007

 

Tagesanbruch

Meine lieben Leute

Diejenigen, die mich kennen, wissen unter Umständen ziemlich gut, dass ich allmorgendlich nicht gerade der ideale Gesprächspartner bin, um anstehende schwerwiegende Entscheidungen zu diskutieren also manchmal muss es sich gar nicht um schwerwiegende Entscheidungen handeln, es reicht selbstverständlich das Öffnen des Mundes mit gleichzeitigem Äussern einer Silbe schon vollständig aus, dass ich mich schon in meiner Ruhe gestört fühle und mein Gegenüber eine vielleicht ehrliche aber sicherlich forsche Antwort erhält, ich mir dabei aber insgeheim ausmahle, wie meine Faust si****** – sofern ich das überhaupt bin.
Ausser sonntags, wann ich gerne gemeinsam mit Caro frühstücke, bin ich doch lieber für mich alleine, habe ich dann doch meine Ruhe und kann gemütlich mein Brot und meinen Käse essen, meinen Kaffee genüsslich schlürfen und dabei meine Augen schon mit einer ersten Lektüre am Tag ein wenig schänden... Das Idealste ist natürlich, wenn der ganze Ablauf reibungslos vonstatten geht und alles vorhanden ist: Allfällige Gänge zum Bäcker, zwecks Brot, oder zum Supermarkt, zwecks Käse oder Kaffe, sind mir ein Gräuel – der Gang zum Briefkasten ist gerade noch machbar – man munkelt, dass ich gerne so lange schlafe, damit meine Mitbewohner die Zeitung jeweils schon geholt hätten – dazu kein Kommentar...
Früher, also bevor ich nach Berlin gegangen bin, habe ich mich manchmal über das Format der schweizer Tageszeitungen geärgert, da sie einfach zu gross waren. Ich habe es geschafft, das zweite Stück Brot zwischen dem dritten und vierten Bund verschwinden zu lassen, ohne dass mir beim Lesen des Regionalteiles etwas aufgefallen wäre. Erst als ich dann bei der Lektüre des Sportteiles das Bedürfnis nach weiteren Kohlenhydraten verspürte, verschluckte ich mich regelmässig beim nächsten Schluck Kaffee: Wo war das Brot? – Der Morgen hin... Der Käse verschwand zwischen der Letzten Seite und dem Kulturteil und weshalb ich nicht auch noch den Kaffee ausschüttete, war mir jeweils ein Rätsel...
Vor noch nicht allzu langer Zeit, in Berlin, sah die Situation ganz ähnlich aus: Teile der Schrippe verschwanden zwischen der Politik und dem Berlinerteil, anstelle von Käse gibt’s Wurst, die sich noch besser in die Seiten einfügt... Aber: Das Ganze kann sich jetzt auf einem Format verteilen, das die Grösse der Seiten der schweizer Tageszeitungen bei weitem übertrifft (280 × 420 vs. 374 × 528)! Nicht nur, dass man das Essen zwischen den bedruckten Papierfetzen kaum mehr findet, sie bedecken zugleich den Tisch, so dass sich zu dem morgendlichen Muffelgefühl ein weiteres Gefühl hinzugesellt, nämlich dass der Tisch wohl noch nicht gedeckt sei, das neue Tischtuch also schon ziemlich ausgefallen und man sich also bei den Kosten für dasselbe auf keinen Fall beteiligen werden wolle, fühlt es sich doch alles andere als robust an...
Jeden Tag dieselbe Leier... Doch:
Das Problem wurde dann allerdings von selbst gelöst:
Ich kam in die Schweiz zurück und fand eine NZZ: Wau, dachte ich, warum haben die wohl das Format verkleinert? Nicht schlecht... Beim Lesen des Zofinger Tagblattes habe ich mich auch noch gewundert und gestaunt – die NZZ schon längst vergessen... Als mir dann allerdings die Neue Nidwaldner Zeitung in die Finger kam und ich erneut mein Staunen bekundete, meinte meine liebe Gesellschaft, dass das wohl an mir liegen könnte...
Auf jeden Fall habe ich seither keine Probleme mehr mit den Zeitungen, lese sie gar total breit im Zug oder im Bus. Falls jemand etwas dagegen einzuwenden hätte, dann soll diese Person mal nach Deutschland fahren, dort ist die Situation noch viel schlimmer: viel breitere Zeitungen...

Ich hoffe, dass dieses gute, handliche Zeitungsgefühl noch lange anhalten möge und wenn ich dann nach Berlin zurückkehre, ich nicht einen allzu schweren Rückfall haben werde... Bin ja mal gespannt, ob ich beim rücksichtslosen Zeitunglesen in der U-Bahn auf Gegenliebe stossen werde; so kontern kann ich ja dann nicht...

Für Euch wünsche ich auf jeden Fall allseits gute Morgen, angenehme Zeitungslektüren und für den jetzigen Moment eine gute Nacht!
moi

p.s.
damit ihr seht, dass ich nicht ins blaue erzähle:
vergleicht die formate der verschiedenen zeitungen: z.b. hier habe leider keine andere quelle gefunden...

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