16 Februar 2008

 

mein Roger

"Schön Dich zu sehn, Du hast Dich aber verändert..."

Sagte ich zu Roger. Er erschien mir viel athletischer, schlanker oder doch nur schlaksiger als damals bei unserer letzten Begegnung vor ungefähr acht Jahren. Man könnte ihn jetzt für einen kleinen Volleyballspieler halten. Unter Umständen liegt die Schuld dafür bei seinen aktuellen Kleidern, die mir sehr neu vorkamen. Tatsache ist, er hat einige Kilos in der Vergangenheit zurück gelassen.
Nach dem üblichen anfänglichen Gerede, was tust Du, was tu ich, wie geht’s Dir, wie läuft der Töff, standen wir an der Bar:

"Findest Du nicht auch, man stellt sich immer wieder dieselben Fragen?"

Damit hätte ich nicht gerechnet, als ich am vergangenen Mittwoch durch ein mir lieb gewordenes kleines schweizer Städtchen lief und ihn, den alten Freund zufällig traf.

"Naja, die Entwicklung geht voran, die Ausbildung läuft, man überwindet Hürden, manchmal besser, manchmal schlechter, es regnet, es schneit, kurze Hosen, Winterkleider, dann, plötzlich und unverhofft, trifft es einen wunden Punkt und alles ist anders..."

Mit Roger verstehe ich mich immer blendend, führe interessante, tiefgründige Gespräche, die mich zum Denken anregen – dies auch wenn wir uns lange Zeit nicht mehr gesehen haben...

"Man steht... Wohin? Soll ich das, tu ich andres? Passiert dann dieses oder jenes? Es denkt mit allen Mitteln, man wäre leichte Beute..."

Es ist angenehm, sich mit ihm zu unterhalten. Mit seinen 1.90m müssen wir uns körperlich nicht verbiegen, befinden uns auf selber Höhe.

"Es kommt jener bange Moment, der nach Handlung ruft, der nicht warten, der Bedeutung haben will."

Seine Brille war nicht geputzt, das hat mich alles andere als gestört. Offenbar brauchen wir beide neue Gläser, sehen immer schlechter. In jenem Moment konnten wir kaum mehr als die Farben der gegenüberliegenden Augen erkennen – seine waren diesmal blau.

"Es kommt das schleichende Gefühl der Furcht: Wenn ich das, dann dieses? Tu ich andres passiert dann jenes?
Dann folgt die Wut, die Wut auf den Zwang zur Entscheidung! Die Wut in den Armen des Verständnis’, es ist Zeit zu handeln. Es ist Zeit zu erfahren, Zeit zu handeln, die Furcht, die Wut abwerfen zu können."

Es ging ihm nicht wirklich gut, doch auch dann lebt seine positive ansteckende Ausstrahlung, von der man nicht los kommt, die die eigenen Sorgen blass werden lässt.

"Dann kommt die Frage: Ich handle, verliere den Zweifel, so verlier ich den Zwang, weg mit der Wut, aber wo steh ich dann? Verlier ich mit der Wut vielleicht gar alles? Gibt’s einen Weg zurück, den ich nehmen kann?"

"Und", fragte ich, "was machst Du jetzt?"

"Jetzt? Ich werd nichts tun, heut ist der 13te..."

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