09 März 2007

 

die Reise in die Schweiz

Meine lieben Leute

So, endlich, wie versprochen möchte ich Euch wieder einmal einen längeren Beitrag widmen: Momentan (also in dem Moment, in dem ich diese ersten Zeilen schreibe) bin ich unterwegs in die Schweiz, im Zug, gerade Mannheim verlassend – doch soll das jetzt hier nichts zur Sache tun, werde ich doch in circa drei Wochen wieder den umgekehrten Weg unter die Räder nehmen...
Habe ich das an dieser Stelle denn schon einmal mitgeteilt? Der Aufenthalt in Berlin, quasi der Kulturaustausch, die Entwicklungshilfe oder die Entdeckung konnte ich um ein weiteres Semester verlängern, so dass ich dann auch Berlin mit kurzen Hosen erleben werden kann... Hähä...

Vorletzte Woche bekam ich die Gelegenheit, an einem Blockseminar von Dietrich Benner in Wilhelmsaue teilzunehmen. Das Seminar war sehr interessant und Herr Benner top, ich kann seine Lehre an dieser Stelle nur empfehlen! Es war das erste Mal, dass ich so intensiv studiert habe: Jeweils von 9-12 und von 14-19 hatten wir Sitzung. Mindestens am Montag- und Dienstagabend habe auch ich mich noch für den Folgetag vorbereitet, was dann am Mittwoch- und Donnerstagabend durch anregende Diskussionen bei einem oder zwei Glas Wein verhindert wurde – es lohnte sich auf jeden Fall ;-)
Auf die Thematik gehe ich nicht weiter ein, falls jemand genaueres über den Seminarinhalt wissen möchte, kann man mich kontaktieren...
In Wilhelmsaue war ich nicht nur Seminarteilnehmer, sondern vor allem auch Tourist. Vielleicht darum oder aus einem Gefühl von sportlichem Tätigkeitsdrang, hat eine Gruppe von acht Personen das Fahrrad mitgenommen, um vom Bahnhof etwa eine Stunde zum Landheim zu fahren. So konnten wir diese ausgeprägt ländliche Gegend Brandenburgs ansehen (da soll’s übrigens wieder Wölfe geben – sagt Rainald Grebe).


Meine erster Eindruck war, dass es ja noch viel flächer als die Gegend um Wolfenbüttel ist, doch dieser Schock war rasch vorüber, wurde er nämlich mit dem Gedanken an eine sommerliche Fahrradtour beruhigt – da könnte einem höchstens der Wind die ganze Sache vermiesen. Mal schauen...






Brandenburg (wir waren in Wilhelmsaue, in der Nähe von Letschin): Ein Bundesland mit einer hohen Arbeitslosigkeitsrate und einer grossen Abwanderung – man merkt’s... Häuser verfallen, vernachlässigte Bauten, kaum Leute auf der Strasse oder auf dem Feld – es läuft rein gar nichts da. Es ist erschreckend. Es gäbe in dieser Region auch Aussteiger, die gerade diese Ruhe schätzen und Bauern, unzählige Künstler, Tourismusindustrie und natürlich die zurückgelassenen Rentner. Als Aussenstehender hat man das Gefühl, dass mit dieser Region etwas nichts stimmt, es scheint immer leerer zu werden, doch was könnte man dagegen tun? Wäre es denn wirklich so schlimm, wenn in gewissen Regionen nur noch Landwirtschaft betrieben wird, ohne dass jemand da wohnt? Hm... Keine Ahnung... Vermutlich werden irgendwann die wirtschaftlichen Gründe überwiegen, so dass nicht nur Schulen schliessen sondern alles schliesst, da es sich ja bekanntlich nicht mehr lohnt... Also irgendwann wirklich niemand mehr dort wohnt, ob man will oder nicht. Vielleicht die Einwanderer, falls sie nun wirklich aus den EU-Oststaaten kommen sollten... Natürlich kann man die vermutlich nicht dort ansiedeln und vor allem würde sich das Problem einfach tiefer in den Osten verschieben... Schön wäre natürlich, das ganze Land wieder, nicht nur die verfallenden Häuser, der Natur zu überlassen, doch liegt auch das nicht drin, werden doch ziemlich viel landwirtschaftliche Erzeugnisse dort produziert... Schwierige Sache – vielleicht könnte man ja die Ansiedelung der Wölfe unterstützen und sie so erziehen, dass sie sich in der Landwirtschaft nützlich zeigen könnten – dass wir sie zähmen können, haben wir ja vor einiger Zeit schon mal bewiesen.
Aber zu sagen bleibt natürlich, dass es wirklich schön ist da, ein Ort, an dem man die unendliche Weite der Erde spüren kann...Zusätzlich waren für mich insbesondere die Soldatendenkmäler interessant, kenne ich solche aus der Schweiz eigentlich nicht. In Letschin beispielsweise stehen zwei solche inmitten des Dorfes, bilden quasi den Dorfplatz.Ein Denkmal der Russen, eines für die deutschen Soldaten und dann noch die Überreste der Kirche – ich finde das Gedenken sehr gut, doch finde ich diese Platzierung des Mahnmals sehr speziell: Verständlich natürlich, dass die Russen die deutschen Überlebenden mit dem warnen wollte und dies mitten im Zentrum machen. Trotzdem finde ich dies für das Dorfleben irgendwie hinderlich, möchte ich doch auf einem Dorfplatz verschiedenste Feste feiern, was auf Gräbern irgendwie komisch wär, mindestens in unserem Kulturkontext...
Mitten im Wohnquartier habe ich noch diesen Panzer entdeckt, auch als Mahnmahl – es scheinen in fast jedem deutschen Dorf im Osten solche zu finden zu sein... Dies wäre doch eine super Idee für die Schweiz, anstelle unsere alten Panzer teuer zu verschrotten, könnten wir diese doch inmitten von Kreiseln aufstellen, irgendwelche Künstler und Schulklassen könnten sie schön bemalen und jeder Raser, der an einem solchen Ort die Kurve nicht kriegt, wäre wunderbar aus dem Verkehr gezogen – so geht das...

Ach ja, und das Semester ist fertig: Prüfung vorbei und jetzt kommt die Traufe: Arbeiten schreiben...

Eine Filmempfehlung, insbesondere für alle, die einen spezielleren Bezug zu Berlin haben: Was tun wenn’s brennt? Genau, brennenlassen...

So, jetzt höre ich auf und geniesse die vorbeiziehende schweizer Landschaft, die ich ja seit Oktober nicht mehr gesehen habe. Das Bild hat sich also schon ein bisschen verändert – immer wieder erstaunlich, aber nicht nur die Häuser, auch die Strassen, die Wiesen, die Bahnhöfe (auf jeden Fall) und überhaupt alles scheint anders auszusehen – aber das trifft doch auf jedes Land zu...

Nun denn, macht’s gut, ich werde versuchen Euch auf dem laufenden zu halten und Euch auch bald ein Photo zeigen...

Bis dann, möchän’s guät und sowiso... Scheenä Hinächt
moi

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