23 August 2007

 

spezielle Berichterstattung - Berlin lebt und baut

Meine lieben Leute

Gestern Abend kam wieder einmal ein interessanter Bericht im 10vor10... Allerdings frage ich mich manchmal, nach was für Kriterien sie die beigefügten Informationen auswählen.

Den Bericht gibt’s hier – es geht um die neue schweizer Senatsbaudirektorin Berlins, Regula Lüscher...

Beispielsweise kommen mir Kommentare, wie Berlin sei „noch nicht symmetrisch zusammengewachsen“, einfach komisch vor: Ist es denn nicht so, dass eine Stadt mit der Geschichte Berlins vielleicht die Narben verheilen lassen kann – was noch lange nicht der Fall sein wird –, aber symmetrisch zusammenwachsen ist doch einfach eine unglaublich fragwürdige Aussage. Dann können wir ja gleich die ganze Stadt verbulldozern und dann im Stile von La Caux de Fonds' einem Stadtteil oder Brasilia wieder aufbauen...
Zwar erwähnen sie die bevorstehende Schliessung des Flughafens Tempelhof, verpassen aber darauf aufmerksam zu machen, dass dieser Entscheid mehr als umstritten ist, wie der Abriss des Palastes der Republik – der übrigens vom Asbest befreit wurde – und den damals umstrittenen Bau des neuen Hauptbahnhofes... Frau Lüscher meint, dass die Pläne für einen Wiederaufbau vom Stadtschloss für einen Schweizer, der die Zerstörung nicht erlebt habe, nicht verständlich sei. Hier möchte ich einfach rückfragen: Wie soll es für einen Schweizer, der die Zerstörung nicht miterlebt hat, verständlich sein, dass ein Kulturdenkmal wie der Palast der Republiknachdem er zwischen 1998 und 2001 für eime rechte Stange Geld asbestsaniert wurde – 2003 zum Abriss freigegeben wird?
Mit der Erwähnung der komplizierten Verwaltung spricht Frau Lüscher mir zwar aus der Seele, auch wenn ich von schwierigsten Erfahrungen verschont blieb – das was ich erlebte, hat mir völlig gereicht: Ich bin noch immer froh, dass ich dann die 500 Euro Busse nicht bezahlen musste, da ich zu spät meine Aufenthaltserlaubnis beantragt habe. Also ich bin aber immer noch der festen Überzeugung, dass dies nicht meine Schuld war (detaillierte Informationen können gerne bei mir eingeholt werden)!
Zur Intimität im Kiez kann ich nur beipflichten. Eigentlich bin ich nämlich kein Berliner, sondern ich fühle mich noch immer als Kreuzberger...
Auch wage ich die Bemerkung stark zu bezweifeln, dass mit den Neubauten am Potsdamer Platz eine „Wunde zwischen Ost und West gekittet“ wurde. Bestenfalls gab es über diese Narbe einfach ein Pflaster, der die beiden Orte zwar verbindet, aber die Wahrscheinlichkeit ist relativ hoch, dass es darunter ziemlich eitrig ist, habe ich doch keinen Deutschen getroffen, der diesen Platz mag... Dieser Platz repräsentiert das Berlin, das in Kreuzberg kaum anzutreffen ist, jenes mit ganz viel Geld in der Tasche.
Ja, Berlin hat an unglaublich vielen Stellen noch Narben vom Krieg und von der Teilung. Allerdings behaupte ich auch, dass diese Dinge für die Stadt selbst eigentlich gar nicht so schlecht waren – also ich erwarte, dass mich an dieser Stelle niemand falsch versteht, aber es gibt so unglaublich viele grüne und freie Flächen in dieser Stadt, dass man häufig gar nicht das Gefühl hat, in einer Stadt zu sein. Zudem wird so das Leben in einer Grossstadt erträglicher... Und weiter existiert so Raum für andere Nutzungsmöglichkeiten, wie zum Beispiel der Flohmarkt in der Schlesischen Strasse. Ich bin ja mal gespannt, was aus dem Flugfeld Tempelhof wird...
Regula Lüscher will einiges umkrempeln? Dann wird sie vermutlich in der richtigen Stadt sein... Berlin war immer eine Baustelle, der Berliner braucht sie und das dazugehörige Leben, da er die Stadt gar nicht anderst kennt und weshalb er sich auch dabei engagiert: „Leben als stetiger Umbruch, diese Haltung kommt in Berlin gut an", genau (sorry, habe den exakten Beitrag, der dasselbe sagt, wie ich, nicht mehr gefunden, aber er muss hier irgendwo sein)...

Nun denn, Regula Lüscher, ich wünsche Dir alles Gute und freue mich schon jetzt, das nächste Mal nach Berlin zu kommen!

bisu dö moi



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